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Exitus – Exodus? Eine kaltes Band schnürt sich um mein Herz. Natürlich habe ich Herrn F. nicht gekannt. Die übliche Vorgangsweise ist, dass man es der Station meldet, es im Zentralcomputer speichert und die Küche anweist, ein Essen weniger zuzubereiten. Bald wird jemand neuer hier einziehen, vorher wird das Appartment noch frisch ausgemalt, neuer Bodenbelag verlegt und die Angehörigen werden die Möbel von Herrn F. abtransportieren. Vielleicht werden seine Habseligkeiten auch auf dem Müll entsorgt, wer weiß. Durch einen neuen Anstrich wird der Hauch des Todes aus der kleinen Wohnung verbannt. Fast möchte ich es einen 40 m² großen Sarg nennen. Endstation Altenheim.

Wird ein Leben auch auf der Müllhalde abgelagert, wenn es aus ist? Was ist ein Menschenleben wert, vielleicht jedes Monat die Lebenserhaltungskosten von knappen 1200 Euro? Die Müllhalde für Menschen heißt Friedhof, man wird vergessen, jeden Tag mehr und mehr. Mit dem Geld oder sonstigen Vermögenswerten, die sie erben, vergisst die liebe Familie mehr und mehr, dass er gar nicht mehr da ist. Und irgendwann wird sich niemand mehr an seinen Namen erinnern können, sie werden alle früher oder später tot sein. Ich weiß nicht was mich mehr bestürzt, die Kälte der Pflegerin, die mir ‚Exitus‘ ins Ohr einflößte oder die Tatsache, dass ich das Wort zuerst nicht verstand? Ich wollte es nicht hören, ich dachte mit Absicht daran, es zu vergessen. Doch es sind Dinge nicht dadurch auszulöschen, indem man ihre Bedeutung vergisst.
Ich frage mich, ob ich auch einmal so enden werde, einen verlassenen Tod im Altersheim sterben muss, mit einer Schwester neben mir, die mich zwar kennt, dann aber doch auch wieder nicht. Tausend Gedanken, ausgelöst durch ein 37sekündiges Telefonat. Ich werfe die Saftflasche in den Altglascontainer.
 

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